Logistik

ModuLoSys: Modularisierung logistischer Systeme

Eine Lösung zur Beherrschung einer zunehmenden Komplexität von logistischen Prozessen ist der Aufbau einer modularen Logistik im Unternehmen. Vielfältige und heterogene Kundenwünsche, steigender Konkurrenzdruck durch den globalen Wettbewerb sowie fortschreitende technologische Entwicklungen sind Gründe für eine steigende Komplexität im Unternehmensumfeld. Komplexität innerhalb des Unternehmens wirkt sich sowohl auf die Unternehmenslogistik in Form einer steigenden Variantenvielfalt als auch auf neue Modelle aus, da die Unternehmen auf die gestiegenen Kundenbedürfnisse mit einem entsprechenden Produkt‐ und Leistungsangebot reagieren.
Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) müssen ihre Stellung im Wettbewerb durch eine effektive und effiziente Abwicklung von logistischen Prozessen ebenso wie das Angebot innovativer Zusatzleistungen hervorheben. Allerdings stoßen KMU schneller an ihre Grenzen bezüglich einer Umsetzung von Optimierungspotenzialen als große Unternehmen, da bei KMU personelle und materielle Ressourcen sowie spezifische Methodenkompetenzen begrenzt zur Verfügung stehen.
Vor diesem Hintergrund wird im Rahmen des Forschungsprojekts „Modularisierung logistischer Systeme in KMU" eine Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis angestrebt, um Methoden für Optimierungs‐ und Nutzenpotenziale zu entwickeln und bereitzustellen. Das Projektziel setzt sich einerseits aus der Entwicklung eines Leitfadens zusammen, der KMU bei der Abgrenzung logistischer Module sowie bei der Schnittstellengestaltung und Konzentration auf Kernkompetenzen unterstützt. Andererseits werden Betreibermodelle für den Betrieb und die Koordination von Modulen, die für eine Fremdvergabe in Frage kommen, gemeinsam mit Logistikdienstleistern konzipiert.
Die Modularisierung von logistischen Systemen ermöglicht eine Reduzierung der Komplexität. Aufbauend auf der Analyse des Logistiksystems wird ein Leitfaden zur Entwicklung von Modulen erstellt. Die gebildeten Logistikmodule beinhalten eigene Ressourcen und verfügen über definierte Schnittstellen zu anderen Modulen und Systemen, so dass diese in Kosten‐ oder Ergebnisverantwortung betrieben werden können. Nachdem Module als Kernkompetenzen eines Unternehmens identifiziert werden, könnte dasjenige Modul fremdvergeben werden, das unter Berücksichtigung der strategischen Ausrichtung eines Unternehmens nicht zum Kerngeschäft gehört. Im Falle einer Fremdvergabe können Module durch externe Dienstleister betrieben werden und vollkommen unabhängig über standardisierte Schnittstellen mit unternehmensinternen Modulen kommunizieren. Die Entwicklung eines Betreiberkonzepts zur Umsetzung einer Fremdvergabe ist Bestandteil des Leitfadens und kann die begründeten Ängste seitens KMU vor Kontrollverlust von bisher selbsterbrachten Leistungen beseitigen und die Kontrollrechte sowie die Transparenz bei einer Fremdvergabe erhalten.

Der Projektverlauf kann der untenstehenden Abbildung entnommen werden. Ein grundlegender Bestandteil war die Literaturanalyse, in der wesentliche Modularisierungsmethoden identifiziert und systematisiert wurden. Die in der Literatur identifizierten Erfolgsfaktoren und Anforderungen an der zu entwickelnden Gestaltungsempfehlung flossen anschließend für eine Validierung in Experteninterviews und einem Fragebogen ein. Zusätzlich wurden die Prozesse der produzierenden Unternehmen aufgenommen. Die Prozessaufnahme, der Fragebogen sowie die Interviews sind zunächst durchgeführt worden, um einen hohen Praxisbezug der zu entwickelnden Gestaltungsempfehlung zu gewährleisten. Die in der Literatur identifizierten Erfolgsfaktoren sowie Modularisierungsmethoden werden an die durch KMU formulierten Anforderungen angepasst, Module gebildet, Schnittstellen definiert und ein Leitfaden zur Umsetzung der Modularisierung in KMU entwickelt. Anschließend folgte die Einberufung des Projektbegleitenden Ausschusses (PA). Der PA ist ein Arbeitskreis, in dem die beteiligten Projektpartner und das Forschungsteam zusammengekommen sind, um die Ergebnisse sowohl aus dem Fragebogen als auch aus den Experteninterviews zu validieren und den ersten Entwurf des Leitfadens zu diskutieren und zu bewerten. Mit dieser Maßnahme ist ein kontinuierlicher Praxisbezug der Ergebnisse gewährleistet und hervorgehoben. Der Nutzen für die KMU liegt in dem zu erstellenden Leitfaden, der sie anhand eines Vorgehensmodells bei der Bildung und Gestaltung von Modulen sowie bei der Konzeptionierung eines Betreibermodells unterstützt.

Ansprechpartner Wissensmanagement

M.Sc.

Jonas Brands

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

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